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19.03.2024, 10:07

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Autor Thema: Buch: "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" von Michael Winterhoff  (Gelesen 53253 mal)

Svelani

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Partnerschaftliches Verhalten mit Kindern hat etwas mit Respekt zutun und nicht mit Missbrauch. Natürlich gibt es auch Erwachsene, die ihre Kinder als Partnerersatz missbrauchen.

Genau das ist der kleine, aber feine Unterschied!


Ruby, glaubst du, wenn deine Kinder deine Post lesen dürften und an allen Themen (die sie nichts angehen) teilhaben dürften, hätten sie als Folge diese enormen Probleme/Defizite, wie sie Winterhoff beschreibt?
Ich kann einfach nicht glauben, dass das die einzige Erklärung sein kann!

Offline grün

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Beispiel auch erst letzte Woche:
Lady war bei der Oma und die Nachbarin kam und wollte ihr Herz ausschütten, aber Lady ging einfach nicht, obwohl Oma ihr mehrfach deutlich machte sie soll gehen. In einem Nachgespräch sagten wir ihr dann, dass es Dinge gibt, die sie nichts angehen und die Nachbarin und Freundin der Oma hier nur mit der Oma alleine reden wollte.

Aber ich finde das hat in dem Fall nichts mit einer Grenze zwischen Kindern und Erwachsenen zu tun sondern mit grundsätzlichem Respekt der Privatshäre anderer. Denn auch wenn mein Partner hartnäckig im Zimmer bleiben würde, wenn sich eine Freundin bei mir ausheulen möchte fände ich das ganz genauso daneben.
Übrigens mache ich auch die Post meines Mannes nicht auf und er lässt die Finger von meiner. Auch das hat in meinen Augen nichts mit Kindern und Erwachsenengrenzen zu tun.

Mir behagen Winterhoffs Theorien auch nicht so wirklich, obwohl ich gestehen muss, dass ich sein Buch nicht gelesen habe und mein Wissen nur aus Fernsehinterviews und einem ausführlichen Zeitungsartikel ziehe.

LG, grün



Offline fidgety

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Es ist schwer zu sagen, Winterhoff hat 100% Recht oder nicht und das verlangt er auch nicht. Er möchte ja, dass man über sein Verhalten reflektiert, aber NICHT, dass man komplett das annimmt, was er sagt (zumal er ja gar keine richtigen richtig-falsch-tipps gibt). Und ich finde, man kann ein Kind respektvoll behandeln, ohne es partnerschaftlich zu behandeln, das Eine schließt das Andere nicht aus.

Ich glaube, da "hilft" das 2. Buch. Dort wird nämlich geschrieben, dass viele Kinder auch mit den "Problemen" die durch das partnerschaftliche Verhalten entstehen, gar nicht zurechtkommen. Klar kann man dem Kind erzählen, dass es ein "Problem" gibt (wie bei Töfchen z.B.) aber man muss/sollte es halt kindgerecht verpacken, nicht dass das Kind denkt, es muss eine Lösung finden oder ist womöglich noch Schuld.

Mir fällt da noch ein Schuhbeispiel aus dem Buch ein. Ein Kigakind (ich glaube 4) wollte irgendwelche Sandalen, in denen es aber nicht laufen konnte. Die Mutter hat sie aber trotzdem gekauft, weil das Kind sie wollte. Was bringt das??? Das Kind kann doch gar nicht abschätzen, ob es in den Schuhen laufen kann oder nicht, es findet sie vielleicht einfach nur schön. Da denke ich man kann als Eltern schon sagen, dass man andere Schuhe kauft und das ist dann sogar noch eher respektvoll, als das Kind mit den Schuhen rumeiern zu lassen...

Wie schon gesagt, man muss auch immer die eigene Situation sehen. Kein Ratgeber der Welt kann einem 100% sagen, wie man sein Kind erziehen soll, denn jedes Kind ist anders und man muss sich darauf einstellen. Und dass es nunmal Erwachsenendinge gibt, die Kinder nix angehen, oder wo sie nix zu suchen haben, steht meines Erachtens außer Frage, aber da habe ich (vielleicht noch) eine recht harte Ansicht.

Chaja

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Gerade das Beispiel mit den Schuhen kann ich nicht nachvollziehen: Was ist so schlimm daran, wenn das Kind die falschen Schuhe bekommt? Es könnte so doch die Erfahrung machen, dass es bei Schuhen eben auf mehr als die Optik ankommt, weil schlecht passende Schuhe drücken? Das würde ich für pädagogisch wertvoller halten als "Mach immer schön, was Mutti sagt, weil Mutti weiß es am besten".


Offline Ruby

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  • Michi(1997) Lady(1998) Ben(2007)
Weil es Kindern ziemlich egal ist, ob die Schuhe drücken oder nicht. Hauptsache sie haben Prinzessin Lillifee drauf. Sie werden auch das nächste Mal zu den zu kleinen Schuhen greifen, sofern das gewünschte Motiv drauf ist.

Und haben wir nicht vor allem die Pflicht, auf die Gesundheit unserer Kinder zu achten? Da ist eben das Motiv dann doch unwichtiger als die Gesundheit und da müssen Kinder eben auch mal durch. Man erklärt ihnen ja auch, warum sie die Schuhe nicht bekommen.


Chaja

  • Gast
Vielleicht schreibe ich selber ein Buch mit dem Titel: "Warum Eltern gerne Tyrannen sind und Mediziner ihnen dabei fröhlich Schützenhilfe leisten".  :achja:

Es geht also nur um die Gesundheit. Aha.

Für mich gehts in dem Buch hauptsächlich um Macht und deren Ausübung - und um Argumente dafür, mit denen man auch im Jahr 2009 ruhig schlafen kann. Es ist nicht schlimm, Kinder autoritär und dikatorisch zu erziehen. Ich denke, dass Kinder sowieso gegen die meisten Erziehungsstile erstaunlich resistent sind. Ich finde nur das Argument schlimm, dass das besser für die Kinder ist - und nicht nur einfacher für die Eltern (und die restliche Gesellschaft, siehe oben).

Offline Ruby

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  • Michi(1997) Lady(1998) Ben(2007)

Svelani

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Mir fällt da noch ein Schuhbeispiel aus dem Buch ein. Ein Kigakind (ich glaube 4) wollte irgendwelche Sandalen, in denen es aber nicht laufen konnte. Die Mutter hat sie aber trotzdem gekauft, weil das Kind sie wollte. Was bringt das??? Das Kind kann doch gar nicht abschätzen, ob es in den Schuhen laufen kann oder nicht, es findet sie vielleicht einfach nur schön. Da denke ich man kann als Eltern schon sagen, dass man andere Schuhe kauft und das ist dann sogar noch eher respektvoll, als das Kind mit den Schuhen rumeiern zu lassen...

Das ist so ein typisches (abwegiges!) Beispiel von Winterhoff. In dem Fall muss ich sagen, ist die Mutter einfach nur schwachsinnig, weil sie die Schuhe trotzdem kauft. Das hat nichts mit partnerschaftlich zu tun oder mit respektvollem Umgang mit dem Kind.

Überhaupt steht hinter fast jedem Beispiel, das Winterhoff gibt, dass es sich ja in dem Fall nur um Ausnahmen/Extremfälle etc. handelt.
Aha, aber 75% der Gesellschaft sind betroffen. Ich war nie gut in Mathe, aber dass die Rechnung nicht aufgeht, kapier sogar ich.


Ich wollte nochmal betonen, dass ich das Buch von Winterhoff nicht durchgehend schlecht finde.
ABER seine These ist für mich total daneben! Es ist in der Realität einfach nicht so, dass Kinder, die partnerschaftlich erzogen werden, respektlos, aufmüpfig und sozial unfähig sind! Das sind ganz andere Kinder und das hat ganz andere Gründe! Diese Erfahrung hab ich in der REALITÄT gemacht und von der scheint Winterhoff ziemlich weit entfernt zu sein in seiner Psychopraxis.  :augenroll: Für mich ist er ein Theoretiker!

Offline Ruby

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  • Michi(1997) Lady(1998) Ben(2007)
Mir fällt da noch ein Schuhbeispiel aus dem Buch ein. Ein Kigakind (ich glaube 4) wollte irgendwelche Sandalen, in denen es aber nicht laufen konnte. Die Mutter hat sie aber trotzdem gekauft, weil das Kind sie wollte. Was bringt das??? Das Kind kann doch gar nicht abschätzen, ob es in den Schuhen laufen kann oder nicht, es findet sie vielleicht einfach nur schön. Da denke ich man kann als Eltern schon sagen, dass man andere Schuhe kauft und das ist dann sogar noch eher respektvoll, als das Kind mit den Schuhen rumeiern zu lassen...

Das ist so ein typisches (abwegiges!) Beispiel von Winterhoff. In dem Fall muss ich sagen, ist die Mutter einfach nur schwachsinnig, weil sie die Schuhe trotzdem kauft. Das hat nichts mit partnerschaftlich zu tun oder mit respektvollem Umgang mit dem Kind.


Laut Chaja ist es aber nicht abwegig, sondern das Kind lernt dadurch und ich würde meinen Kids nur etwas aufdrücken.



Übrigens:
Nur weil ich meine Kinder nicht partnerschaftlich erziehe, gehe ich durchaus respektvoll, liebevoll und freundschaftlich mit ihnen um. Dennoch bin ich die Mutter und nicht die beste Freundin. Der Platz soll für Freunde vorbehalten sein und ich nehme zur Besprechung meiner Probleme meine Freunde und/oder meinen Partner.

Für mich gibt es eben einen Unterschied zwischen Kind und Eltern und der muss nicht diktatorisch sein. Hier wird durchaus geredet und diskutiert und beratschlagt ;) Dennoch bin ich / sind wir schlussendlich die, die auch oft Entscheidungen für die Kinder treffen müssen.



Offline sancho

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erstmal vorweg: ich hab das Buch nicht gelesen....

Aber ich wurde von meiner Mutter sehr früh mit vielen von ihren Problemen eingedeckt weil mein Vater abwesend war. Ich glaube allerdings nicht, dass ich deswegen sozial unfähig bin oder so. Gebe aber zu war sicher nicht richtig und ich hab lange drunter gelitten 'zu viel zu wissen' und nicht zuwissen wohin damit. Nur denke ich man sollte Kinder bei vielem mit diskutieren lassen, weil wo sollen sie sonst lernen wie man mit jemandem respektvoll umgeht wen man eine andere Meinung hat als zu Hause?

Allerdings gibts sicher auch Dinge bei denen die Kinder einfach zu klein sind und dann darf man das auch mal sagen denke ich.

Die Privatsphäre sehe ich sonst so wie Grün, ich möchte bei einem vertraulichen Gespräch auch mein Mann nicht dabei oder das er meine Post einfach öffnet oder so...weil ich finde jeder (auch Kinder) haben das Recht auf Privatsphäre und die zu respektieren müssen gerade Kinder erst lernen.
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum *kwhwnv*
Fröschli 06/09, Krümelchen 03/2013 und Klopfer Herbst 2016

Chaja

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Ich kann halt einfach nicht anders, als in gesellschaftlichen Zusammenhängen zu denken. Und da wundert es mich überhaupt nicht, dass in (wirtschaftlich) schlechteren Zeiten gerne nach einem "starken Mann" gerufen wird. Und sich das halt auch im pädagogischen Zeitgeist niederschlägt. Die Zeiten werden rauher, also muss man die Gürtel enger und die Zügel straffer schnallen. Im Überfluss kann man sich Demokratie leisten, in der Not rufen alle nach einem starken Führer. Nochmal: Das ist ein gesamtgesellschaftlicher Trend, keine isoliert zu betrachtende (und schon gar nicht neue) kinderpsychologische Erkenntnis. 

Svelani

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Ich erinnere mich gerade, als ich mal sagte, dass Haustiere zweitrangig werden, sobald man Kinder hat.
Dafür wurde ich gesteinigt.  :crazy:

Ich denke, dass das Wort "partnerschaftlich" einfach überbewertet wird. Und außerdem versteht wahrscheinlich jeder was anderes drunter.
Für mich bedeutet es nichts anderes als freundschaftlich. Mein Partner ist ja nicht nur mein Mann, sondern da gehört für die mich die ganze Familie dazu. Trotzdem wird nicht jedes Thema mit allen ausdiskutiert. Schließlich sind mein Mann und ich die Verantwortlichen, die für die Entscheidungen in wichtigen Dingen gerade stehen müssen. Trotzdem sind Kinder für mich genau gleichwertige Menschen wie Erwachsene.

Ich finde Winterhoff oft sehr widersprüchlich. Zum einen sagt er, dass Kinder in bestimmten Alterstufen bestimmte Dinge können müssen (Schnürsenkel binden, auf´s Klo gehen, sich über längere Zeit konzentrieren können, in eine Gruppe integrieren können, auf Aufforderungen SOFORT reagieren.... ), aber gleichzeitig sind es für ihn "nur" Kinder, die Grenzen brauchen. Hier wird nur gefordert. Das Kind darf gar nicht mehr Kind sein.

Offline fidgety

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Hier wird nur gefordert. Das Kind darf gar nicht mehr Kind sein.

Das habe ich aber komplett anders verstanden. Es SOLL eben gerade Kind sein. Eben z.B. keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen, aber eben auch nicht alles Diskutieren, sondern einige Dinge eben als gegeben hinnehmen. Und gleichwertig sind Kinder natürlich trotzdem. Ich meine mein Chef sagt mir auch was ich zu tun habe, da kann ich auch nicht immer diskutieren und muss mal akzeptieren. Deshalb bin ich aber nicht weniger wert...

Offline Ruby

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  • Michi(1997) Lady(1998) Ben(2007)
Hier wird nur gefordert. Das Kind darf gar nicht mehr Kind sein.

Das habe ich aber komplett anders verstanden. Es SOLL eben gerade Kind sein. Eben z.B. keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen, aber eben auch nicht alles Diskutieren, sondern einige Dinge eben als gegeben hinnehmen. Und gleichwertig sind Kinder natürlich trotzdem. Ich meine mein Chef sagt mir auch was ich zu tun habe, da kann ich auch nicht immer diskutieren und muss mal akzeptieren. Deshalb bin ich aber nicht weniger wert...

So habe ich das auch gelesen.

Dopaminchen

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Und haben wir nicht vor allem die Pflicht, auf die Gesundheit unserer Kinder zu achten? Da ist eben das Motiv dann doch unwichtiger als die Gesundheit und da müssen Kinder eben auch mal durch. Man erklärt ihnen ja auch, warum sie die Schuhe nicht bekommen.

Ich wäre froh gewesen, wenn ich als Kind vernünftige Schuhe bekommen hätte, und sich meine Mutter um meine Gesundheit gekümmert hätte.
Dem war nicht so.
Ergebnis: Senk, Spreiz, Plattfüße, Hallux valgus, und später eine Skoliose und Morbus Scheuermann.
Ergebnis: Orthopädisches Wrack mit 30, total verschlissene WS, Trotz permanter Bewegung und Sport

Dopi